Pari­tä­ti­sches Jugend­hil­fe­fo­rum

Posi­ti­ons­pa­pie­re und

Stel­lung­nah­men

Situation von unbegleiteten minderjährigen und jungen volljährigen Geflüchteten (UMF) in Berlin muss dringend verbessert werden

Positionspapier der freien Träger der Jugendhilfe

Anna Zag­idul­lin und Vere­na Teu­ber, Ber­lin, 07.09.2021

Aus dem drin­gen­den Bedarf her­aus, auf die Situa­ti­on von unbe­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen und jun­gen voll­jäh­ri­gen Geflüch­te­ten (UMF) in der Ber­li­ner Jugend­hil­fe auf­merk­sam zu machen und eine Ver­bes­se­rung zu erwir­ken, haben die frei­en Trä­ger der Jugend­hil­fe ein Posi­ti­ons­pa­pier erar­bei­tet. In die­sem for­mu­lie­ren sie For­de­run­gen und Fra­gen an die Senats­ver­wal­tung Bil­dung, Jugend und Fami­lie des Lan­des Ber­lin. Das Papier deckt die The­men­be­rei­che Auf­ent­halt, Vor­mund­schaft, Gesund­heits­ver­sor­gung, Aus­bil­dung, Finan­zen und Woh­nen ab.

Auf­ent­halt: Die frei­en Trä­ger schla­gen vor, auf eine per­sön­li­che Befra­gung neu ein­ge­reis­ter UMF durch die Aus­län­der­be­hör­de zu ver­zich­ten, bezie­hungs­wei­se die Beglei­tung durch eine recht­lich bevoll­mäch­ti­ge Ver­tre­te­rin zu erlau­ben. Des Wei­te­ren for­dern die Trä­ger einen huma­ni­tä­ren Auf­ent­halts­ti­tel für UMF – zumin­dest bis zur Voll­jäh­rig­keit. Zudem fehlt im Lan­des­amt für Ein­wan­de­rung ein spe­zi­el­les Refe­rat für UMF mit geschul­tem Per­so­nal. Die ver­bes­ser­te Ver­net­zung aller zustän­di­gen Ämter ins­be­son­de­re bei der Über­lei­tung aus der Jugend­hil­fe in die Ein­glie­de­rungs­hil­fe ist drin­gend von­nö­ten.


Vor­mund­schaft: 2023 tritt die Reform des Vor­mund­schafts­rechts in Kraft, wel­che die Ein­zel­vor­mund­schaft für UMF gegen­über der Amts­vor­mund­schaft stärkt. Die Quo­te ehren­amt­li­cher Vor­mün­der liegt der­zeit in Ber­lin jedoch bei nur 20%. Vor die­sem Hin­ter­grund kri­ti­sie­ren die frei­en Trä­ger der Jugend­hil­fe, dass ab dem Jahr 2022 die finan­zi­el­len Mit­tel für das Netz­werk Vor­mund­schaft, wel­ches sich um die Ver­mitt­lung ehren­amt­li­cher Vor­mün­der küm­mert, um rund 50% gekürzt wer­den sol­len.


Gesund­heits­ver­sor­gung: Die frei­en Trä­ger spre­chen sich für die Auf­nah­me der UMF in eine gesetz­li­che Kran­ken­ver­si­che­rung aus, um den Anspruch auf sämt­li­che medi­zi­ni­sche Leis­tun­gen sicher­zu­stel­len. Des Wei­te­ren fra­gen sie, wie das Land Ber­lin den Zugang zu

the­ra­peu­ti­schen Kri­sen­in­ter­ven­tio­nen sowie län­ger­fris­ti­gen the­ra­peu­ti­schen Ange­bo­ten für UMG sicher­stel­len wird.


Aus­bil­dung: Außer­dem fra­gen die Trä­ger, ob es an Ber­li­ner Ober­stu­fen­zen­tren (OSZ) künf­tig ein spe­zi­el­les aus­bil­dungs­vor­be­rei­ten­des Jahr für UMF geben wird und ob der Nach­teils­aus­gleich, der es Schü­le­rin­nen und Schü­lern bei­spiels­wei­se erlaubt, ein zwei­spra­chi­ges Wör­ter­buch zu nut­zen, von zwei auf vier Jah­re ver­län­gert wer­de.

Finan­zen: Sie for­dern des Wei­te­ren die Aus­stel­lung des „ber­lin­pas­ses“ für UMF, um Benach­tei­li­gun­gen zu ver­mei­den. Der „ber­lin­pass“ ist in Ber­li­ner Schu­len die Grund­la­ge für die Gewäh­rung von Leis­tun­gen wie bei­spiels­wei­se ergän­zen­der Lern­för­de­rung. Außer­dem ist er Vor­aus­set­zung für ver­bil­lig­te Ein­trit­te und das BVG-Sozi­al­ti­cket.


Woh­nen: Schließ­lich fra­gen die frei­en Trä­ger der Jugend­hil­fe, war­um nicht alle UMF auto­ma­tisch Anspruch auf den Wohn­be­rech­ti­gungs­schein (WBS) haben und wie die Stadt Ber­lin jun­ge Geflüch­te­te dabei unter­stüt­zen wird, Wohn­raum zu fin­den.

Das aus­führ­li­che Posi­ti­ons­pa­pier wur­de der öffent­li­chen Jugend­hil­fe weit­rei­chend zur Ver­fü­gung gestellt und kann wei­ter unten ein­ge­se­hen wer­den.

Wir for­dern alle Ver­ant­wort­li­chen dazu auf, die Situa­ti­on von UMF zu ver­bes­sern!

Für einen Aus­tausch und Fra­gen zum The­ma laden die frei­en Trä­ger der Jugend­hil­fe herz­lich ins Dia­log­fo­rum „Geflüch­te­te in der Jugend­hil­fe“ ein. Das Forum dient dem Aus­tausch und der Ver­net­zung von Trä­gern, die mit unbe­glei­te­ten min­der­jäh­ri­gen oder

jun­gen voll­jäh­ri­gen Geflüch­te­ten arbei­ten.

Posi­ti­ons­pa­pier zur Situa­ti­on unbe­glei­te­ter min­der­jäh­ri­ger und jun­ger voll­jäh­ri­ger Geflüch­te­ter