Pari­tä­ti­sches Jugend­hil­fe­fo­rum

Posi­ti­ons­pa­pie­re und

Stel­lung­nah­men

Stellungnahme des Paritätischen LV Berlin zum Landesjugendförderplan 2022–23 der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie

Anna Zag­idul­lin und Vere­na Teu­ber, Ber­lin, Sep­tem­ber 2022

Wir begrü­ßen die Ziel­set­zung des ers­ten Lan­des­ju­gend­för­der­plans der Senats­ju­gend­ver­wal­tung, den Aus­bau von Ein­rich­tun­gen, Platz­zah­len und Ange­bo­ten in der Jugend­ar­beit in den Bezir­ken vor­an­zu­trei­ben, um das vor­han­de­ne Defi­zit in der Bedarfs­de­ckung zu redu­zie­ren.

 

Daten im Lan­des­ju­gend­för­der­plan sind nicht voll­stän­dig

Bei der Dar­stel­lung des Umset­zungs­stan­des der Fach­stan­dards Umfang und Qua­li­tät auf Bezirks- und Lan­des­ebe­ne, deren Ein­hal­tung durch § 43a AG KJHG vor­ge­se­hen ist, for­dern wir jedoch Voll­stän­dig­keit: Der­zeit bleibt unklar, inwie­fern die durch den Fach­stan­dard Umfang vor­ge­schrie­be­nen Vor­ga­ben in den Ange­bots­for­men stand­or­tun­ge­bun­de­ne Jugend­ar­beit, Rei­sen, Unter­stüt­zung der Betei­li­gung sowie cur­ri­cu­la­re Ange­bo­te in den Ber­li­ner Bezir­ken ein­ge­hal­ten wur­den.

 

Außer­dem wur­de im Lan­des­ju­gend­för­der­plan bis­lang zwar die Ein­hal­tung des Fach­stan­dards Umfang, nicht aber die Ein­hal­tung des Fach­stan­dards Qua­li­tät über­prüft. Somit kön­nen kei­ne Aus­sa­gen zur Ein­hal­tung per­so­nel­ler und säch­li­cher Min­dest­aus­stat­tungs­stan­dards getrof­fen wer­den. Für die Erfas­sung und Bewer­tung der Qua­li­tät der Ber­li­ner Jugend­ar­beit sind die­se Fak­to­ren jedoch von zen­tra­ler Bedeu­tung!

 

Quan­ti­tät und Qua­li­tät müs­sen zusam­men­ge­dacht wer­den!

Platz­zah­len und Ange­bots­stun­den in der Jugend­ar­beit (Quan­ti­tät) dür­fen nicht unab­hän­gig von der Per­so­nal­si­tua­ti­on und Aus­stat­tungs­stan­dards (Qua­li­tät) gedacht wer­den! In kom­men­den För­der­plä­nen sowie in der Bewil­li­gungs­pra­xis der Bezir­ke müs­sen daher sowohl der Fach­stan­dard Umfang als auch der Fach­stan­dard Qua­li­tät Beach­tung fin­den.

 

Jun­ge Men­schen müs­sen wei­ter betei­ligt wer­den

Wir begrü­ßen des Wei­te­ren die Betei­li­gungs­pro­zes­se, mit deren Hil­fe die Bedar­fe der jun­gen Ber­li­ne­rin­nen und Ber­li­nern erho­ben wur­de. Wir for­dern, dass die Bedar­fe der jun­gen Men­schen auch tat­säch­lich umge­setzt und dass die Kin­der und Jugend­li­chen an die­sem Pro­zess wei­ter betei­ligt wer­den.

 

Wir spre­chen uns dafür aus, dass zen­tra­le Bedar­fe der Ber­li­ner Kin­der- und Jugend­ar­beit zeit­nah und ber­lin­über­grei­fend umge­setzt wer­den:

 

Schnel­le Sanie­rung von Jugend­frei­zeit­ein­rich­tun­gen

Um das Ange­bot in den Jugend­frei­zeit­ein­rich­tun­gen auf­recht erhal­ten zu kön­nen, müs­sen die­se so schnell wie mög­lich – und nicht erst im Rah­men des Dop­pel­haus­halts 2024/2025 – instand­ge­setzt wer­den. Die Vor­ga­be nach §11 SGB VIII, dass Jugend­frei­zeit­ein­rich­tun­gen auch für jun­ge Men­schen mit Behin­de­rung zugäng­lich und nutz­bar sein sol­len, muss bei der Sanie­rung berück­sich­tigt wer­den.

 

Platz für jun­ge Men­schen im Sozi­al­raum schaf­fen

Wir for­dern einen kon­kre­ten Maß­nah­men­plan für die infra­struk­tu­rel­le Pla­nung von Jugend­frei­zeit­ein­rich­tun­gen sowie das Bereit­stel­len von Sport- und Spiel- und Bewe­gungs­an­ge­bo­ten im öffent­li­chen Raum. Dem von den jun­gen Men­schen arti­ku­lier­ten Bedarf nach selbst­ver­wal­te­ten Räu­men mit oder ohne päd­ago­gi­sche Ansprech­per­so­nen muss dar­über hin­aus ent­spro­chen wer­den. Hier könn­ten bei­spiels­wei­se Koope­ra­tio­nen mit frei­en Trä­gern ange­strebt wer­den.

 

Moder­ni­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung der Kin­der- und Jugend­ar­beit

Die frei­en Trä­ger müs­sen durch finan­zi­el­le Unter­stüt­zung und geeig­ne­te Fort­bil­dungs­for­ma­te in die Lage ver­setzt wer­den, den Bedar­fen der jun­gen Men­schen nach Moder­ni­sie­rung und Digi­ta­li­sie­rung der Ein­rich­tun­gen und der Ange­bo­te nach­zu­kom­men.

 

Jun­ge Men­schen müs­sen vom Aus­bau der Jugend­ar­beit pro­fi­tie­ren

In der Umset­zungs­pra­xis des Jugend­för­der- und Betei­li­gungs­ge­set­zes in den Bezir­ken muss zudem sicher­ge­stellt wer­den, dass die Mit­tel, die den Bezir­ken im Zuge der Umset­zung des Jugend­för­der- und Betei­li­gungs­ge­set­zes vom Land zur Ver­fü­gung gestellt wer­den, auch direkt in der Jugend­ar­beit ankom­men – in einer Wei­se, die den jun­gen Men­schen zugu­te­kommt.

 

Stel­lung­nah­me des Pari­tä­ti­schen LV Ber­lin zum Lan­des­ju­gend­för­der­plan 2022–23 der Senats­ver­wal­tung für Bil­dung, Jugend und Fami­lie