Pari­tä­ti­sches Jugend­hil­fe­fo­rum

For­schungs­er­geb­nis­se

Erste Ergebnisse der Studie „Bildung in der stationären Erziehungshilfe“

Nach­dem der Erhe­bungs­zeit­raum im Janu­ar 2021 abge­schlos­sen wer­den konn­te, lie­gen die ers­ten Ergeb­nis­se der Stu­die „Bil­dung in der sta­tio­nä­ren Erzie­hungs­hil­fe vor“. Dem­nach sind Kin­der und Jugend­li­che, die in sta­tio­nä­ren Ein­rich­tun­gen unter­ge­bracht sind, beson­ders stark von schu­li­schen Über­gangs­hür­den betrof­fen.

Zum Zeit­punkt der Befra­gung besuch­ten nur 8% der befrag­ten Siebt- und Acht­kläss­ler das Gym­na­si­um. Laut Schul­sta­tis­tik besu­chen in die­ser Alters­klas­se 45% der Kinder/Jugendlichen das Gym­na­si­um. Die­ser Unter­schied ist jedoch ab der Sekun­dar­stu­fe II nicht mehr zu beob­ach­ten: Zum Zeit­punkt der Befra­gung besuch­ten 60% der Elft­kläss­ler ein Gym­na­si­um; laut Schul­sta­tis­tik sind des bun­des­weit durch­schnitt­lich 61%.

Wei­te­re inter­es­san­te Ergeb­nis­se der Stu­die betref­fen die Zeit des Home­schoo­ling: So war der Ein­satz digi­ta­ler Medi­en im Rah­men des Schul­be­suchs für die Hälf­te der unter­ge­brach­ten Kinder/Jugendlichen bereits vor Coro­na an der Tages­ord­nung. Im Ver­gleich mit einer Stu­die des Ifo-Insti­tuts sagen nur 34%, dass die Schul­schlie­ßun­gen eine gro­ße psy­chi­sche Belas­tung dar­stell­ten (in Ifo-Stu­die 39 %). Kin­der und Jugend­li­che in Ein­rich­tun­gen der Erzie­hungs­hil­fe haben mög­li­cher­wei­se durch den zusätz­li­chen Per­so­nal­ein­satz vie­ler dia­ko­ni­scher und Pari­tä­ti­scher Trä­ger in Ber­lin pro­fi­tiert. Schließ­lich sind bei der Hälf­te der Trä­ger durch die Home­schoo­ling­zeit Über­stun­den ent­stan­den.

Durch die Stu­die wird nicht zuletzt das gro­ße Enga­ge­ment von Ein­rich­tun­gen in Bezug auf infor­mel­les Ler­nen und außer­schu­li­sche Bil­dungs­ge­le­gen­hei­ten deut­lich. So sind gut drei Vier­tel der unter­ge­brach­ten Kinder/Jugendlichen in außer­schu­li­schen Akti­vi­tä­ten wie Sport­ver­ei­nen oder Jugend­ver­bän­den ein­ge­bun­den. Auch inner­halb der sta­tio­nä­ren Ein­rich­tun­gen gibt es viel­fäl­ti­ge Lern­ge­le­gen­hei­ten, in denen wich­ti­ge Lebens­kom­pe­ten­zen erwor­ben wer­den, wie z.B. in demo­kra­ti­schen Ver­tre­tungs­gre­mi­en, aber auch durch die Ver­mitt­lung haus­wirt­schaft­li­cher Fer­tig­kei­ten durch regel­mä­ßi­ges gemein­sa­mes Kochen.

Ein wich­ti­ges Ver­dienst der Stu­die ist es, die Bil­dungs­si­tua­ti­on von sta­tio­när unter­ge­brach­ten Kindern/Jugendlichen im Ver­gleich zur Schul­sta­tis­tik abzu­bil­den. Über die schu­li­sche Situa­ti­on von jun­gen Men­schen in sta­tio­nä­ren Hil­fen zur Erzie­hung ist in Deutsch­land näm­lich aktu­ell wenig bekannt: Seit der Ein­füh­rung des Geset­zes zur Wei­ter­ent­wick­lung der Kin­der- und Jugend­hil­fe (KICK) im Jahr 2007 wird die besuch­te Schul­form von jun­gen Men­schen in Erzie­hungs­ein­rich­tun­gen nicht mehr durch die amt­li­che Kin­der- und Jugend­hil­fe­sta­tis­tik erfasst. Hier kann die Stu­die für Ber­lin neue Erkennt­nis­se lie­fern.

Prä­sen­ta­ti­on der Stu­di­en­ergeb­nis­se